Das besondere Kunstwerk Teil 3: Die Tamdrup-Tafel aus Dänemark

Dänemark, um 1200 Kupfer | vergoldet | H. max. 20,9 cm, B. max. 17,4 cm | Kopenhagen, Nationalmuseum Dänemark, D801

 

Die Tamdrup-Tafel mit der Taufe des dänischen Königs Harald Blauzahn und seine (kabellose) Verbindung mit der digitalen Welt

Ein besonderes Anliegen Bischof Thietmars war es, die Missionierung der Stämme und Völker Europas in seiner Chronik festzuhalten. Dabei blickte er auch nach Dänemark, wo ein bedeutendes Kunstwerk bis heute die Vorgänge vor 1000 Jahren illustriert: die Tamdrup-Tafeln.

Im Jahr 1872 wurden 29 vergoldete Kupfertafeln mit Reliefs an der Renaissancekanzel der Kirche von Tamdrup entdeckt. Zwischen ihnen befanden sich dünne, ebenfalls kupferne Zierstreifen. Die Tafeln waren mit Nägeln an der Kanzel befestigt. In Gänze sind nur wenige Reliefs erhalten. Sie zeigen vor allem biblische Themen, daneben aber auch Tafeln, die Alltagsgeschichten überliefern wie die Bekehrung des dänischen Königs Harald Blauzahn. Blauzahn war durch den Bischof Poppo getauft worden. Die Tamdrup-Tafel, die derzeit in der Ausstellung „Thietmars Welt. Ein Merseburger Bischof schreibt Geschichte“ zu sehen ist, zeigt Harald Blauzahn im Taufbecken stehend.

Scheinbar unbekannt ist der Name des Königs möglicherweise doch den meisten geläufig. Nämlich in seiner englischen Variante – Harald Bluetooth. Mit dem Wort „Bluetooth“ wird heute eine Technologie zum einfachen kabellosen Datenaustausch über kurze Entfernungen bezeichnet. Die Bezeichnung geht auf König Harald Blauzahn zurück. Das Bluetooth-Logo zeigt die Initialen HB in Form der altnordischen Runen ᚼ und ᛒ als Monogramm. Smartphones, Kopfhörer und selbst Küchengeräte sind mittlerweile damit ausgestattet und können kabellos dank „Bluetooth“ Daten übertragen.

Die wertvolle Tafel mit der Taufe Blauzahns ist ein beeindruckendes Zeugnis der dänischen Missionsgeschichte. Sie ist eine von sieben Tafeln, die vom Leben Bischof Poppos berichten, der später heiliggesprochen wurde. Möglicherweise waren sie ursprünglich an einem Schrein mit Reliquien des heiligen Poppo befestigt gewesen. Denkbar ist aber auch, dass sie zu einem Altaraufsatz gehörten.

Thietmar von Merseburg schildert das Geschehen der Taufe eindrucksvoll in seiner Chronik.
„Damals (961) erneuerte der Priester Poppo bei den Dänen, wo Harald herrschte, das verachtete Christentum. Er tadelte nämlich König und Volk, weil sie sich nach dem Abfall vom Gottesdienst ihrer Vorfahren Göttern und Dämonen hingegeben hatten, und versicherte ihnen, es gäbe nur einen Gott, bestehend in drei Personen. Auf die Frage des Königs, ob Poppo seine Worte durch das glühende Eisen bekräftigen wolle, erklärte er sich freudig hierzu bereit; am folgenden Tage trug er ein sehr schweres, geweihtes Eisen an den vom Könige bezeichneten Ort; dann hob er die unverletzte Hand in die Höhe. Hoch erfreut über dieses Wunder unterwarf sich der König mit allen den Seinen sofort in Demut dem Joche Christi und gehorchte bis zu seinem Ende als gläubiger Christ den Geboten Gottes. Als der Kaiser davon erfuhr, berief er den hochwürdigen Poppo zu sich, fragte ihn, ob er ein Streiter Christi sei, und erhob ihn zur Bischofswürde.“
Thietmar II,14

Wer sich die Tamdrup-Tafel aus dem Dänischen Nationalmuseum in Kopenhagen ansehen möchte, besucht die Ausstellung „Thietmars Welt. Ein Merseburger Bischof schreibt Geschichte“ im Merseburger Dom und in der Willi-Sitte-Galerie. Sie ist noch bis zum 4. November zu sehen.