Das besondere Kunstwerk Teil 2: Weihwasserkübel aus Mailand

Mailand, vor 980 | Elfenbein; Henkel und löwenförmige Montierungsteile aus vergoldetem Silber, nilliert | H. 18,3 cm, Dm. 12 cm | Museo del Duomo – Duomo di Milano

 

Otto II. und der Weihwasserkübel aus dem Mailander Dom

Der Weihwasserkübel aus dem Mailänder Domschatz steht als bedeutendes Zeugnis für die Italienpolitik Kaiser Ottos II. Der Inschrift nach wurde der Kübel vom Mailänder Erzbischof Gotfredus dem Kloster St. Ambrogio in Mailand geschenkt, um beim Kommen des Kaisers Weihwasser sprengen zu können. Otto II. besuchte 980 Mailand, so dass sich eine präzise Datierung für das Gefäß ergibt.

Die Wandung des Weihwasserkübels ist in fünf Arkaden gegliedert. Die mittlere Arkade zeigt die thronende Maria mit dem Kind auf dem Schoß. Diese wird von zwei Engeln flankiert. Der rechts von Maria stehende Engel hält ein Rauchfass. In den übrigen vier Arkaden sind die Evangelisten dargestellt. Links von Maria finden wir Matthäus, rechts von Maria Johannes. Die Evangelisten sitzen vor ihren Schreibpulten. Über ihnen befindet sich das jeweils zugehörige apokalyptische Symbol: Mensch, Löwe, Stier und Adler.

Der Weihwasserkübel gehört zu einer verhältnismäßig großen Gruppe von Elfenbeinarbeiten aus einer Mailänder Werkstatt oder Werkstattgruppe. Nahezu alle stehen in enger Verbindung mit den ottonischen Kaisern Otto I. und Otto II.

Thietmar weist im dritten Buch seiner Chronik deutlich darauf hin, dass Otto II. seinem Vater Otto I. nicht gerecht werden kann. Der Chronist erzählt in einem kurzen Bericht über die Jugend Ottos II. von dessen ungewöhnlicher Körperkraft. Diese sowie sein Jähzorn mussten mühsam durch zahlreiche Mahnungen gezähmt werden. Dann aber führte er nach Thietmars Meinung einen adligen Lebenswandel. Dies wird durch die Erwerbung Memlebens für das Totengedenken seines Vaters sowie Schenkungen an die Magdeburger und Merseburger Kirche unterstrichen. Dennoch verurteilt Thietmar die nach dem Tode Ottos I. aufkommende Lebensart.

Die Politik Ottos II. betrachtete Thietmar ebenfalls mit Distanz. Denn 981 wurde der zweite Merseburger Bischof Giselher zum Erzbischof von Magdeburg ernannt und damit das Bistum Merseburg aufgehoben. Thietmar klagt Giselher in seiner Schrift an, dieser hätte bei Kaiser und Papst für die Aufhebung des Merseburger Bistums geworben, um Erzbischof von Magdeburg zu werden. Nicht zuletzt erreichte er sein Ziel durch hohe Bestechungssummen, weswegen er von Thietmar auch als Krämer bezeichnet wird. Am Ende des Buches gewährt Thietmar Otto II. die Absolution für die Auflösung des Bistums. Dies fällt ihm sicher dadurch leicht, dass er den weiteren Fortgang der Ereignisse, also die Wiederbegründung des Merseburger Bistums 1004 durch Heinrich II., bereits kennt.

Kritik muss Kaiser Otto II. auch für sein Urteil im Streit zwischen den Grafen Gero und Waldo hinnehmen. Die Auseinandersetzung sollte durch einen Zweikampf entschieden werden, wobei Waldo kurz nach Beendigung des Kampfes starb. Dennoch wurde Gero auf Anordnung Ottos II. hingerichtet. Thietmar spricht Otto II. im Gegensatz zu seinem Vater damit die Fähigkeit ab, die göttlichen Zeichen erkennen und deuten zu können.

In der Chronik widmet sich Thietmar ebenso dem Kampf Ottos II. gegen die Sarazenen. Der Kaiser versuchte die Südhälfte Italiens, welche unter byzantinischer Herrschaft stand und immer wieder Einfälle der Sarazenen erleiden musste, einzunehmen. Allerdings erlitt Otto II. mit seinem Heer eine schwere Niederlage am Cap Colonna im Jahr 982. Dabei starben zahlreiche Adlige des Reiches, besonders aus dem sächsischen Raum, und selbst Otto II. konnte sich nur mit großer Mühe retten. Er flüchtet mit Hilfe einer Salandria, einem besonderen griechischen Schiff, das Thietmar ausführlich beschreibt, und kehrt nach Italien zurück. Dort verstirbt er bereits im Jahr 983 in Rom, wo er auch bestattet wird.

In der Niederlage Ottos II. am Kap Colonna sah Thietmar die göttliche Strafe für seine Fehlentscheidungen. Über diese Niederlage berichtet er:
„Währenddessen übte Otto der II. die römische Herrschaft so, dass er alles behauptete, was seinem Vater gehört hatte, und den Sarazenen, die seine Lande angriffen, widerstand er mannhaft und verjagte sie aus seinem Gebiet. Als er aber erfuhr, dass Kalabrien häufig durch Einfälle der Griechen und Plünderungen der Sarazenen zu leiden habe, berief er die Bayern und die kampfgewohnten Schwaben zur Ergänzung seines Heeres. Er selbst eilte, begleitet von Herzog Otto, dem Sohne seines Bruders Liudulf, in die Stadt Tarent, welche die Griechen eingenommen und mit einer Besatzung belegt hatten. Er zwang sie in kurzer Zeit mannhaft kämpfend zur Übergabe. Um dann die Sarazenen, die mit großer Heeresmacht seine Lande heimsuchten, zu überwinden, sandte er gewandte Späher aus, die ihm von den Feinden genaue Kundschaft bringen mussten. Zuerst schloss er sie in einer Burg ein, überwand sie und zwang sie zur Flucht; danach griff er sie tapfer auf offenem Felde an, wie sie in Schlachtordnung dastanden und tötete eine gewaltige Zahl von ihnen, so dass er sie für gänzlich besiegt hielt. Sie aber sammelten sich unerwarteter Weise und griffen die Unseren mit vereinter Gewalt an, die nun nach geringem Widerstande wichen. Da fielen, – o schmerzliche Erinnerung! – am 13. Juli Richer, der Lanzenträger des Kaisers, ferner Herzog Udo, der Oheim meiner Mutter, und die Grafen Thietmar, Bezelin, Gebhard, Gunther, Ezelin und dessen Bruder Bezelin, nebst Burchard und Dedi und Konrad und unzähligen anderen, deren Namen nur Gott weiß.“

Wer sich den Weihwasserkübel aus dem Mailänder Domschatz anschauen möchte, besucht die Ausstellung „Thietmars Welt. Ein Merseburger Bischof schreibt Geschichte“ im Merseburger Dom und in der Willi-Sitte-Galerie. Dort ist er noch bis zum 4. November zu sehen. Zahlreiche Angebote wie Vorträge oder Sonderführungen bringen die Inhalte der Ausstellung auf vielfältige Weise näher.